Auf Jobsuche – irgendwie.

1 Feb

Reaktionen, die ich mir von Arbeitgebern wünsche

Das mit dem Quereinstieg zum Lehramt hat also nicht geklappt. Einerseits ist das nichts für mich, anderseits habe ich von meinen Ausbildern nicht die notwendige Unterstützung erhalten. Darüber zu lametieren mache ich an anderer Stelle.

Jetzt heißt es nach vorne zu schauen und heraus zu finden, was geht. Bevor ich es mit dem Lehramt versucht habe, hatte ich geschrieben. Einige der Ergebnisse sind auf dieser Website nachzulesen. Schreiben ist mir immer leicht gefallen und hat mir am meisten Spaß gemacht. Als Lehrer durfte ich übrigens nie eigene Texte als Arbeitsgrundlage für die Schüler*innen schreiben. Es musste immer Material für den Unterricht genutzt werden, das schon irgendwo veröffentlicht worden war.

Das führte natürlich zu zahlreichen Urheberrechtsverstößen, die im Zweifelsfalle durch die Kopierpauschale nur rudimentär kompensiert wurde, vor allem aber führte es dazu, dass inhaltlich ungeeignetes Material zum Einsatz kam. Bei einer Klausuraufsicht für Nachschreiber*innen hatte ich gesehen, dass ein*e Kolleg*in einen hoffnungslos veralteten Text über den Umgang mit Datenschutz und Social Media als Klassenarbeit zur Diskussion stellte. Der Text entsprach schon lange nicht mehr der aktuellen Gesetzgebung. Was bitte sollten die Schüler*innen hier eigentlich lernen?!

Anyway – das ist ein anderes Thema, das an anderer Stelle noch zu diskutieren ist. Es geht ja hier darum, dass ich mir neue Einkommesquellen erschließen muss und ich das am Liebsten wieder mit Schreiben tun möchte. Also schaue ich natürlich in die einschlägigen Jobangebote mit den Stichworten Texter, Autor, Copywriter. Eine Stelle erregte meine besondere Aufmerksamkeit: die des Managing Editor at On. Nicht, weil ich Chef werden wollte, sondern, weil ich gerne bei jemanden arbeiten möchte, zu dem ich einen Zugang habe und mit der Bewerbung wollte ich auf mich aufmerksam machen.

Ich habe also Textproben hin geschickt und vorne das Bild drauf gebabbt, das hier auch als Beitragsbild zu sehen ist. Wer sich gelegentlich die Laufschuhe schnürt, bei dem dürfte es jetzt ‚Klick‘ machen. Genau, die Schuhe, die mich beim Berlin Marathon 2021 ins Ziel getragen haben, stammen von besagter Schweizer Firma.

Naja, wie erwartet, habe ich nur eine Standard-Absage erhalten. So it goes. Ich frage mich nur, ob die Botschaft, die ich mit dem Foto an On geschickt habe angekommen ist. Vielleicht war sie auch zu subtil. Andererseits, ein Läufer, Texter und Autor, der für den Laufausrüster, dessen Schuhe er trägt, arbeiten möchte und deshalb eine ganz besondere emotionale Voraussetzung mitbringt, ist nun auch wieder nicht so subtil.

Ich wünsche mir, dass Firmen mit abgelehnten Bewerbern anders umgehen, als sie aufzufordern weiter auf die Seite mit den offenen Stellen zu schauen. Man könnte sie proaktiv aufgrund ihres Profils ansprechen und versuchen Stellen so zu gestalten, dass ihre Stärken hier zum Tragen kommen. In meinem Fall hätte man z.B. einfach das Angebot machen können, dass ich Texte schreibe. Aber das ist wahrscheinlich zu aufwändig und deshalb nicht verhältnismäßig.

Kurz darauf wurde mir eine Jobanzeige in den Insta-Feed gespült, in der es darum ging, dass die Firma dem Bewerber lediglich einen Ort gibt, an dem er sich verwirklichen kann. Unterfüttert wurde dies mit der Anzeige, die Ernest Shackelton seinerzeit aufgab, um Leute zu finden, die ihn auf eine potentiell tödliche Antarktis-Expedition zu begleiten.

Mit dieser Anzeige suchte Sir Ernest Shackelton wagemutige Männer für ein Abenteuer mit unsicherem Ausgang. Der Lohn – falls sie zurück kehren würden (Spoiler: sie taten es) – Ehre und Anerkennung.

Als ich dann aber auf die Stellenausschreibungen klicke, war da natürlich genau das Gleiche zu lesen wie überall anders auch. Also: was wir suchen, was Sie mitbringen. Leider habe ich mir den Namen der Firma nicht gemerkt.

Dabei ist es doch genau das, was so motivierend für einen Arbeitgeber ist: ein Ziel zu haben, es zu erreichen und jeden Tag das Abenteuer zu erleben selbstbestimmt seinen Weg zu diesem Ziel zu gehen, ihn zu finden, ihn zu gestalten.

Dass es gewisse Zwänge in der Arbeitswelt gibt, ist jedem klar. Aber welche Mitarbeiter bringen eine Firma weiter? Jene, denen man sagt, was sie wie zu machen haben oder jene Mitarbeiter, die ihre eigene Kreativität ausleben dürfen?!

Nachtrag vom 2. März 2023: Ich habe diese Geschichte meiner Coachin bei der Agentur für Arbeit erzählt und außerdem erzählt, dass ich schon vor zehn, zwanzig Jahren lange Artikel im Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche gelesen habe, die sich darum drehen, dass Firmen keinen Forderungskatalog aufstellen sollten, sondern schauen sollten, was potentielle Mitarbeiter mitbringen und wie man dies für die Firma nutzen könne.

Sie meinte nur sinngemäß, ja so seien die Firmen eben. Es würde ständig über neue Wege geredet, aber am Ende des Tages würden sie sich nicht einen Millimeter von ihren alten Gewohnheiten entfernen.