Königsdisziplin in der Sportübertragung

30 Nov
42. BMW-Berlin-Marathon 2015 © Fotos SCC EVENTS / Petko Beie/ Photo Run
42. BMW-Berlin-Marathon 2015
© Fotos SCC EVENTS / Petko Beie/ Photo Run

Der Berlin Marathon gehört zu den größten Sportveranstaltungen der Welt. Gleichzeitig ist er der einzige deutsche Marathon, der deutschlandweit live übertragen wird. Das Weltbild des 42. BMW Berlin Marathon 2015 am 26. September wurde von Best Boys TV-Factory im Auftrag der Infront-Tochter HBS erstellt. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) produzierte parallel dazu Bilder, Eindrücke und Interviews für die Übertragung in der ARD sowie das eigene 3. Programm, in dem der komplette Marathon übertragen wurde. Über 41.000 Läufer treten jedes Jahr zum Berlin Marathon an. Das Sport-Spektakel in der Bundeshauptstadt zählt mit den Marathon-Läufen in Tokio, Boston, London, Chicago und New York City zu den sechs großen World Marathon Majors. Die Marathon-Strecke durch die Stadt, vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten, gilt neben London und Chicago als schnellste der Welt, weil sie keine nennenswerte Steigung aufweist. Seit 2003 wurden hier alle offiziellen Weltrekorde aufgestellt. Der letzte im vergangenen Jahr von dem Kenianer Dennis Kimetto, der eine Zeit von 2:02:57 lief. Grund genug für den Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) den Marathon zu übertragen und mit den dafür produzierten Bildern für Berlin als Sport-Stadt und Reiseziel zu werben. Die Rechte für die deutsche Übertragung sind seit 2013 wieder beim rbb nachdem sie zwischenzeitlich für drei Jahre bei Eurosport waren. „Der Marathon ist neben dem DFB Pokalfinale die Königsdisziplin in der Sportübertragung des rbb“, erklärte Dirk H. Walsdorff, Abteilungsleiter Sport beim Hauptstadtsender. „Für die Sportredaktion des rbb sind der Marathon und das Pokalfinale Sportproduktionen von zentraler Bedeutung und für uns zudem identitätsstiftend“, so Walsdorff weiter. Beide Produktionen würden schließlich auf ein starkes nationales Interesse stoßen.

Weltbild von HBS

Das Weltbild entstand im Auftrag des Veranstalters SCC, dem Sportclub Charlottenburg, und wurde von HBS (Host Broadcasting Services), einer Tochter der Infront Sports & Media AG produziert und von Infront vermarktet. Ausführender Dienstleister für die Liveproduktion war die Kölner Firma best boys tv-factory GmbH. ARD und rbb haben über SportA, die Rechteagentur von ARD und ZDF, die nationalen Rechte erworben. Da sich das Weltbild auf die Spitzengruppe der Läufer konzentriert und mit der Siegerehrung beendet ist, produzierte der rbb mit 181 Leuten eigene Beiträge für die nationale und regionale Übertragung. „Wir nutzen unsere Kameras, um das Weltbild zu ergänzen. Schließlich wollen wir ja selber gestalten“, betonte Eduard Palasan, Produktionsleiter Sport beim rbb. Das dies trotz Weltbild nicht ohne einen erheblichen Aufwand geht, erklärte Katrin Günther, Programmbereichsleiterin Service und Sport beim rbb: „Wenn man sagt, man habe das Weltbild, meinen viele, das sei dann nicht mehr so groß, was da noch mit dran hängt, aber bei einer Sendestrecke von fünf Stunden und 18 Minuten ist immer noch eine ganze Menge zu leisten.“

In der ARD und im rbb lief die Marathon-Übertragung von 8.45 bis 12.00 Uhr. Danach sendete der rbb für die Region noch bis kurz nach 14.00 Uhr weiter. Für die Übertragung hatte der rbb fünf Außenstellen eingerichtet, von denen die Sendung live bestritten wurde. Die Moderatoren und Reporter kommentierten das Geschehen auf und neben der Strecke, führten Interviews am Streckenrand, holten aber auch kurze Statusberichte von Läufern ein indem Reporter kurz nebenher liefen. Die Außenstellen waren: Friedrichstraße, Höhe Oranienburger Tor, Goebenstrasse an der Halbmarathonmarkierung, Wittenbergplatz, Potsdamer Platz und zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel am Gendarmenmarkt. Nachdem das Gros der Läufer Kilometer acht an der Friedrichstraße passiert hatte, wurde das Team an den Kilometer 40 am Gendarmenmarkt verlegt, um das dortige Team zu verstärken. „Wenn am Ende die Vier-Stunden-Läufer kommen, ist am Gendarmenmarkt mehr los als vorne, weshalb wir dann dort die Kameras aufstocken“, meinte Günther mit Blick auf das Übertragungskonzept, das der rbb schon vor einigen Jahren entwickelt hat und jedes Jahr überprüft und gegebenenfalls anpasst. Ganz wichtig hierbei, so Günther, sei es, mit der Übertragung – auch für die ARD – „eine Mischung aus Sportveranstaltung und wunderschönen Berlinbildern zu schaffen“. Dazu gehöre, die Stimmung an der Strecke zu transportieren, Berlin von oben mit seinen Sehenswürdigkeiten zu zeigen und so einen Reiz auch für all jene Zuschauer zu schaffen, die sich für das Ereignis an sich interessieren und nicht ausschließlich an den Leistungen der Spitzenläufer interessiert seien.

Einer der zentralen Bausteine des rbb-Konzepts ist ein Reporter auf einem Motorrad, der von einer Kamera auf einem zweiten Motorrad begleitet wird. „Den Motorradreporter haben wir seitdem wir den Marathon übertragen, das ist unsere Möglichkeit, den ein oder anderen wichtigen Läufer aus deutscher Sicht aus der Nähe zu begleiten“, meinte Günther. „Das erlaubt uns insgesamt dichter an der deutschen Farbe zu sein.“ In diesem Jahr kam noch eine Besonderheit hinzu. Die deutsche Spitzenläuferin Anna Hahner, die in diesem Jahr als beste deutsche Läuferin mit 2:30:19 auf Platz 13 durchs Ziel ging, wurde von ihrer Zwillingsschwester Lisa, die ebenfalls Marathonläuferin ist, auf dem Fahrrad begleitet. Dies nutzte der Motorradreporter, um Lisa immer wieder zu bitten, kurze Informationen zur aktuellen Performance ihrer Schwester zu geben.

Das Weltbild wurde in über 100 Territorien übertragen und von zahlreichen nationalen Sendern in Europa (z.B. TV2 in Dänemark, TVP in Polen), Lateinamerika (z.B. Globasat in Brasilien, Sky Mexiko), Nordamerika (Universal in den USA), Asien (z.B. in China Liangning TV, Fujian TV, Shanghai TV, LeTV), Australien (Fox), Naher Osten (Al Jazeera) und Afrika (Supersport) ausgestrahlt. Das Material wurde den Sendepartnern in diesem Jahr erstmals zentral in einem Medienpool zugänglich gemacht. Darüber hinaus hat Infront das Angebot der produzierten Programminhalte wie Clips und Highlights in diesem Jahr beträchtlich erweitert. Laut Corporate Communications Manager Nike Möhle will sich Infront bei den Ausdauersportarten künftig noch stärker engagieren, weil diese derzeit sehr stark im Trend liegen und über ein zahlungskräftiges Klientel verfügen würden. Schon heute ist Infront für die Vermarktung aller Eingangs erwähnten sechs großen World Marathon Majors zuständig.

best boys tv-factory setzte Kameras an 26 Positionen entlang der Marathon-Strecke ein – und wie immer eine eigene Technik-Crew, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Das Technik-Equipment wurde entsprechend den Anforderungen angemietet. So kam der Ü-Wagen in diesem Fall von RecordLab TV & Media. best boys kümmerte sich um alle Aspekte der Produktionsdurchführung. Auch für die Umsetzung der Sicherheitsauflagen, die nach dem Anschlag im Zielbereich des Boston Marathon 2013 verschärft wurde, war die Kölner Firma zuständig.

Umfangreiche FunkTechnik von EuRolinx

Das Paket mit der Drahtlostechnik buchte best boys bei Eurolinx, das sich auf drahtlose Übertragungen spezialisiert hat und zur belgischen Firma Videohouse gehört. Eurolinx erledigte die komplette Funktechnik, auch die des rbb. Die Lösung aus einer Hand war laut best boys wichtig, weil es beim Betrieb der Funkstrecken um komplexe Wirkungszusammenhänge geht, bei denen genauestens auf die Einhaltung der Vorgaben geachtet werden muss. Hinzu kommt die Absprache mit der Bundesnetzagentur über die Belegung der Frequenzen. Durch die Neuordnung der Frequenzen im Zuge einer effizienteren Nutzung hat sich die Anzahl der verfügbaren Frequenzen für die temporäre Nutzung im Broadcast-Bereich für die Übertragung von Video und Ton verringert, wodurch der Berlin-Marathon fast alle verfügbaren Frequenzen für sich beanspruchte.

Für Eurolinx war es der dritte Berlin-Marathon. Darüber hinaus hat die Firma schon zahlreiche andere Sportveranstaltungen begleitet wie den Marathon während der Olympischen Spiele in London oder diverse Radrennen. Beim diesjährigen Berlin-Marathon setzte Eurolinx drei Motorradkameras für das Weltbild ein sowie eine weitere Motorradkamera, die die Reporter des rbb begleitete. Zusätzlich gab es noch einen Kamerawagen, der vor der Spitzengruppe herfuhr und mit einer Cineflex V14 HD bestückt war. „Damit konnten wir Großaufnahmen von den Gesichtern der Läufer machen und jedes Detail einfangen“, meinte Bruno Coudyzer, RF-Projektkoordinator bei Eurolinx.

Auch der von Sky Heli angemietete Hubschrauber, der mit einer klassischen Nose-Mount-Cineflex-Kamera mit 40-fach-Zoom von Canon ausgerüstet war, wurde von Eurolinx betrieben. Die kreiselstabilisierten Cineflex-Kameras kamen indes von HD Skycam aus Wörrstadt.

Cineflex-Kameras von HD Skycam

HD Skycam-Operator Christian Wiege bediente das Cineflex-System im Helikopter. „Die Herausforderung für den Kameraoperator im Helikopter besteht darin, dass man immer in enger Absprache mit dem Piloten, der Regie und den nahegelegenen Flughäfen bleiben muss und dabei darauf achten muss, wo genau sich welcher Läufer gerade befindet. Wenn zum Beispiel ein bestimmter Läufer eine Sehenswürdigkeit passiert, dann darf der Helikopter nicht hinter einem Hochhaus stehen oder beim Tanken sein. Alles muss schnell gehen und man muss die Strecke sehr gut kennen, um die besten Bilder zu liefern“, so Wiege, der seit 1998 im Filmflug-Geschäft ist.

Im Kamerawagen bei der Spitzengruppe war HD Skycam-Operator Mark Heinemann für das Cineflex-System zuständig, welches an einem Spezialmount montiert war, den man hoch und runter fahren konnte. „So nahe am Geschehen lassen sich besonders gut Emotionen wie Anstrengung, Schmerz oder Freude der Läufer in Closeups einfangen“, erklärt Heinemann, der schon eine Vielzahl von Sportproduktionen im Kamerafahrzeug mit dem Cineflex-System begleitet hat. „Man lernt schnell, die verschiedenen Fliehkräfte beim Fahren auszugleichen“.

Neben den genannten Kameras gab es für das Weltbild und die rbb-Übertragung noch vier weitere Funkkameras, von denen drei als Schulterkameras flexibel eingesetzt wurden, sowie eine Steadicam, die von einem Kameramann bedient wurde, der die Spitzensportler auf den letzten Metern des Rennens auf einem speziellen, freihändig zu bedienenden Segway begleitete.

Die drahtlosen Kameras wurden von mehreren Diversity-Antennen entlang einer Strecke vom Pariser Platz bis zur Siegessäule – auf dieser Strecke befanden sich der Start und Zielbereich – empfangen. Damit wurde eine unterbrechungsfreie Übertragung mit maximal flexiblen und mobilen Drahtloskameras sichergestellt. Von den Antennen wurde das Signale dann per Glasfaser in den Ü-Wagen geleitet. Nachdem die letzten Starter die Startlinie überquert hatten, wurde ein Teil der Kameratechnik in den wenige hundert Meter östlich gelegenen Zielbereich gebracht, bevor eine rund Stunde später die Spitzengruppen das Ziel durchliefen.

Die Funksignale von den Motorrädern, dem Hubschrauber und dem Wagen mit der Cineflex wurden zu einem Flugzeug gesandt, das in 28.000 Fuß (8.500 Meter) Höhe über der Strecke flog und das als Relaisstation für alle Signale vom Boden und zum Boden diente. Die Standorte der Kameras waren vom Flugzeug aus ersichtlich, so dass es immer in der Nähe kreisen konnte. Das Flugzeug hatte eine Druckkabine und funktionierte im Prinzip wie ein Transportflugzeug. Bis auf 19 Zoll-Gestelle, in denen die Empfänger und Sender hingen, war es komplett leer. Unter dem Flugzeug waren neun Tracking-Antennen, eine für jede Kamera, angebracht, die sich mit Hilfe von GPS-Lokalisation automatisch auf die Kameras ausrichteten.

„Mit der von uns genutzten Modulationstechnologie erreichen wir ein robustes und stabiles Signal mit kurzer Latenz und hoher Qualität“, sagte Bruno Coudyzer. Vom Flugzeug aus wurden die Signale als gemuxte Signale an den Ü-Wagen gesandt, wo sie von zwei Parabolantennen empfangen wurden, die sich automatisch nach dem Flugzeug ausrichten.

Für die Übertragung ist das Flugzeug essentiell. Und im Gegensatz zum Hubschrauber, der am Boden bleibt, wenn die Bedingungen für Luftaufnahmen nicht stimmen, kann ein Flugzeug bei jedem Wetter fliegen. Hinzu kommt, dass die Signalübertragung umso sicherer funktioniert, je höher das Flugzeug ist. Auch hat ein Hubschrauber nicht so eine große Reichweite wie ein Flugzeug. Wird er als Kamerahubschrauber eingesetzt, muss der Spritverbrauch und das Gewicht, das den Verbrauch beeinflusst, so berechnet werden, dass die Flugzeit ausreicht, um den Zieleinlauf der Spitzengruppe zu zeigen, bevor er auftanken muss, um anschließend für die weitere ARD- und rbb-Übertragung Bilder liefern zu können. Davon unabhängig kann er vom Zieleinlauf jedoch nur Totalen liefern, da er im Zielbereich eine Flughöhe von 2.000 Fuß (619 Meter) nicht unterschreiten darf.

Start und Ziel des Marathons lagen zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegessäule auf der von den Bäumen des Tiergarten umsäumten Straße des 17. Juni. Der Reichstag und das Regierungsviertel liegen direkt nebenan, was bedeutet, dass aufgrund der dort ausnahmslos geltenden obersten Sicherheitsstufe Detailaufnahmen von Start und Zieleinlauf aus geringerer Höhe nicht möglich sind. Ein Umstand, den der Hostbroadcaster mit Kameras am Boden ausglich.

Als Backup waren vier Kameras entlang der Strecke positioniert (Moltkebrücke, Strausberger Platz, Wilder Eber, Kurfürstendamm), die über Glasfaser von Media Broadcast im TV-Compound angebunden waren. Sie agierten vollkommen autark, waren aber so eingerichtet, dass im unwahrscheinlichen Falle einer Havarie mit ihnen die Sendung hätte bestritten werden können. Darüber hinaus wurden ihre Aufnahmen genutzt, um weitere Stimmungsbilder von der Strecke zu erhalten.

Technikeinsatz des rbb

Der zentrale Ü-Wagen des rbb kam als technische Hilfe vom WDR. Der FÜ4 stand im Zielbereich. Dort gab es eine spezielle, nur für den Berlin Marathon konfektionierte SNG, bestückt mit fünf Sat-Empfängern für alle Außenstellen, die je nach Gewichtung des Standortes und der vorgesehenen Übertragungsdauer über ein bis vier Kameras verfügten. Am Wittenbergplatz gab es zwei, am Potsdamer Platz drei und am Gendarmenmarkt erst zwei, dann vier.

Bei den Kameras des ARD Ü-Wagens handelte es sich um tragbare Handkameras entweder auf Stativ oder auf der Schulter, Typ Ikegami HDK79EXIII mit Canon-Objektiven vom Typ HJ14ex4.3B sowie DIGISUPER XJ25x6.8B und DIGISUPER XJ23 x 7B IE-D.

In der Kommentatorenkabine war eine Ikegami HL-23 mit Weitwinkeloptik montiert, die dem Zuschauer einen direkten Blick auf den Kommentator Ralf Scholt und dem rbb-Experten Dieter Baumann ermöglichte. Die Funkkameras wurden von HBS als komplette Einheit angemietet: LDK 6000 Kameras, LINK L1500 Transmitter, LINK L2194-Empfänger, Glasfaser-Verkabelung zwischen Start und Zielbereich sowie das betreuende technische Personal. Die Signale des Weltbilds wurden dem rbb von HBS als 1080/25i HD Signale übergeben. Die gesamte Kommunikation zwischen den Kameraleuten und dem Regisseur lief über die Kommandoanlage des ARD-Ü-Wagens.

Da die Übertragung in der ARD um 12.00 Uhr endet, die Verabschiedung der dortigen Zuschauer aber nicht im rbb gezeigt werden sollte, wo das Programm bis 14.00 Uhr weiter lief, wurden für etwa zehn bis zwölf Minuten parallel zwei Programme produziert und live gesendet.

Die ARD-Strecke wurde im Ü-Wagen vom Hauptregisseur gemeinsam mit einem Redakteur zu Ende gebracht. Die rbb-Strecke wurde an eine der Schaltstellen abgegeben, in diesem Jahr an den Potsdamer Platz. Dort übernahm ein Sub-Regisseur das Ruder bis die Übertragung in der ARD inklusive dem Teaser für die Zusammenfassung am Abend in der Sportschau beendet war. Für beide Strecken wurden vorübergehend zwei Bildmischer und zwei Mannschaften im Ü-Wagen benötigt, aus dem heraus auch die rbb-Übertragung geschah.

Sportübertragungen des rbb

Ob eine Sportübertragung stattfindet oder nicht hängt am Ende des Tages von der Verfügbarkeit der Rechte ab. Für Dirk H. Walsdorff „Fluch und Segen zugleich“, wie er sagt, „weil es in Berlin so viel guten Sport gibt, dass es schwer ist allen Interessen gerecht zu werden“. Immerhin spielen in allen Ballsportarten sowie beim Eishockey Berliner Vereine in der ersten Liga. Allerdings werden hier bei allen Ligen die Live-Rechte en bloc verkauft. Als die Handballer der Berliner Füchse 2014 um den EHF Cup spielten, waren die Rechte für die Live-Übertragung der Halb- und Final-Runden vorhanden und für den rbb auch finanzierbar. Das Finale wurde jedoch vom Weiterkommen der Füchse abhängig gemacht. „Wir können immer wieder punktuell Rechte erwerben“, ordnet Katrin Günther die Situation ein. „Das haben wir 2013 auch schon beim damaligen Zweitligisten Union Berlin gemacht, als die neue von Fans gebaute Haupttribüne an der Alten Försterei mit einem Freundschaftspiel gegen den damaligen schottischen Meister Celtic Glasgow eröffnet wurde.“ Das Spiel gegen den Champions-League-Teilnehmer wurde in der Prime Time im rbb übertragen und ging 3:0 für die Gastgeber aus.

Anders präsentiert sich das Bild in der 3. Fußball-Liga. Hier erfreut sich Energie Cottbus als Fußball-Verein nach wie vor großer Beliebtheit. Darauf reagiert der rbb indem er in der vergangenen Saison 20 von 34 Spielen live übertrug. 17 im Fernsehen und drei als Live-Stream. Produziert werden die Spiele von circa 30 Mitarbeitern mit sechs Kameras, davon eine SloMo, auf die bei den drei Streams verzichtet wurde.

Leichter ist es hingegen die Rechte der Pferderennen um den Preis der Deutschen Einheit und den Großen Preis von Berlin zu bekommen, die auf der Galopprennbahn in Hoppegarten ausgetragen werden. „Beide sind hochwertige Rennen, die einen guten Anlass für Live-Übertragung bieten“, konstatiert Walsdorff, schränkt aber auch ein: „Mehr als ein Rennen im Jahr geht allerdings nicht, weil es sich um eine aufwändige Produktion handelt.“ Und dann ist der rbb im ARD-Verbund noch für die Sportarten Kanu, Rudern und Biathlon zuständig. Letztere führt den Sender in alle Welt.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im Medien Bulletin 8/2015

Beitragsbild: Einen von drei Motorradkameras von Eurolinx begleitet beim Berlin-Marathon 2015 den späteren Sieger Eliud Kipchoge.
© Fotos SCC EVENTS / Petko Beie/ Photo Run